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Dienstag, 7. November 2017

Die Plünderer - Die Früchte der Aufklärung

Früher diente Vater Staat als Apparat, als Ordnungsmacht, als Ordnungsmuster, und Staaten fußten, basierend auf ihrem Nationsgedanken, auf ihrem nationalen Gedanken, der sich wiederum aus einem nationalen Gefühl der stammesgebundenen Zusammengehörigkeit seiner Stammesangehörigen speist(e) und immer wieder neu entfacht(e).

So sind sie voll ihres nationalen Gedankens alle paar Jahre gegeneinander in den Krieg gezogen, haben sich die Köpfe eingeschlagen, mit Bajonetten die Bäuche aufgeschlitzt und einander mit Kugeln, Mörsern, Bomben und Raketen eingeheizt und abgemurkst, allem voran hierzulande Deutschland und Frankreich, diese unselige Achse zu beiden Seiten des Rheins, die stets ihre Probleme - sowohl die internen als auch die miteinander - zum Problem von ganz Europa, was sag ich in Weltkriegen zum Problem der ganzen Welt machten, Europa, die Welt also mit ihren Problemen überzogen, sie in sie hineinzogen.

Und seit einiger Zeit, ein paar Jahren, ein paar Jahrzehnten - was ist das schon im Lauf der Zeit - wurde, um sich nicht erneut in die Haare zu kriegen, um erneuten Kampfhandlungen und Kriegen vorzubeugen, wieder federführend von Staatenlenkern Deutschlands und Frankreichs mehr und mehr dazu übergegangen die nationalstaatliche Idee, die erst wenige Jahrhunderte alt ist, in die Mottenkiste zu verbannen - das immer noch brennende Nationalgefühl in Frankreich als "La Grande Nation" sei mal dahingestellt - und ausgehend von den römischen Verträgen zuerst die EGKS, EG, schließlich die EU ins Leben gerufen, nicht zuletzt wegen der Atom- oder Wasserstoffbombe, die zu viele hatten und bis heute zu viele haben, als dass sich ein Weltkrieg "lohnt/e", noch ihn irgendeiner überlebt/e, um recht Profit daraus zu schlagen. So gab man sich fortschrittlich und ließ, über die Medien sichergestellt, alle Welt wissen, dass man nun miteinander kann.

Vater Staat im nationalstaatlichen Sinne hatte also als Ordnungsmacht, als Kontrollorgan - als nicht mehr opportun angesehen - mehr und mehr ausgedient, und wurde - ganz im Sinne der Globalisierung - nach und nach zurückgebaut, abgebaut, und - wie gesagt ganz im Sinne der Globalisierung - wurden die Ordnungsmacht, die Kontrolle, die Strippen, die Fäden an gut vernetzte global agierende Konzerne, deren Chefs und Vorstände, übergeben - von den Strippern ganz zu schweigen.

Es wurden also nach und nach, wie gesagt, etwa für die Souveränität eines Volkes essentielle Bereiche wie seine Sicherheitspolitik, Energie-, Wasser- und Ernährungssicherheit vom Vater Staat, der zunehmend verschuldet mehr und mehr in die Hände jener Konzerne geriet, immer mehr an eben jene Konzerne abgetreten. Die Rede ist von Multis, von multinationalen Konzernen, die als Antwort auf eingangs erwähnte vielfach als problematisch-nationale Bestrebungen gesehen und genommen wurden, doch mit dem Wegfall von Grenzen nur nationalen Problemen internationale Probleme zur Seite stell(t)en und als Exemplare eines erschreckenden Heuschrecken-Kapitalismus einfielen und einfallen, alles ausbeuten, und dann weiterziehen. Jene Konzerne haben mittlerweile auch die Politik soweit in der Hand, dass viele Politiker nur mehr auf die Rolle der Vermittler reduziert werden, die dem Volk erklären, was möglich, was finanzierbar ist, während etablierte Medien das Ihre tun zu erklären, was der "mündige Bürger" glauben und den am laufenden Band über die Medien verbreiteten Werbeeinschaltungen der Konzerne zufolge kaufen soll. Ein schaurig-schönes Schauspiel.

Man kann's gar nicht oft genug sagen: Weit haben wir's gebracht! Das ist aus der Idee der Aufklärung geworden, aus ihren Grundsätzen, Idealen, sodass alles nun der Marktmacht dient, die über immer und immer mächtiger werdende multinationale Konzerne, die im wohl bald abgeschlossenen Prozess der Aushöhlung der Souveränität des Staates gekrönt von der Machtübergabe von Staaten an jene multinationalen Konzerne, die die (neue) Ordnungsmacht stellen und "Gott sei Dank" anstatt herkömmlicher (Welt)Kriege, die - wie schon erwähnt, wegen A-Bombe & Co. im großen Stil weitgehend unprofitabel geworden sind - nun munter Wirtschaftskriege führen und den mündigen Bürger dazwischen zerreiben bzw. über etablierte Medien instrumentalisieren und über Politiker erklären, suggerieren, dass alles so sein müsse, wir in der "besten aller möglichen Welten" lebten, um einen Begriff Gottfried Wilhelm Leibniz' zu verwenden.

Doch Leibniz würde sich wohl im Grab umdrehen, angesichts unserer Errungenschaften, der Entwicklungen im Zuge derer die Sicherheit und Verteidigung, Energie-, Wasser-, Ernährungssicherheit an immer schon für ihre Moral berühmt-berüchtigte Kaufmänner, Händler, die nun im Zuge der Globalisierung und Vernetzung, durch Merger und Fusionen zu multinationalen Konzernen mit sehr und immer vermögenderen Chefs und Vorständen angewachsen sind, die unersetzlich, wie sie sich gemacht haben, alle vermögenden Bürger nicht nur über ihre Daten schröpfen, die sie als Konzerne in Händen halten, sich als Fans und Follower halten, sondern auch finanziell, nachdem sie die Wissenschaft großteils auf Auftragsarbeit reduziert haben.

Weit haben wir's gebracht...dass die Menschheit - ob sie davon nun weiß oder nicht - vom gutbetuchten Hofrat über die Verkäuferin, die mit zwei und mehr Jobs schauen muss, wie sie über die Runden kommt, bis hin zu weltweit Legionen und Abermilllionen an Sklaven, die nun als Erwachsene oder als in den Minen, Plantagen, Fabriken des globalen Südens schuftendes Kind von der moralisch hoch fragwürdigen Riege jener Wirtschaftselite regiert werden, der Vorstände jener multinationalen Konzerne, die sich - sollten sie sie jemals gehabt haben - irgendwo am Weg zur nicht ganz billigen Elite-Uni ihre Menschlichkeit und Empathie abgeklemmt, abgewöhnt haben. Bei jener Elite laufen die Fäden im Zuge der Globalisierung zusammen, und sie machen letztlich die Natur und das Gros der Menschen zu Freiwild, zu ihrem ganz privaten Freiwild, das sie ins Visier nehmen. Die Rede ist nicht von einer Verschwörung, keineswegs, - dafür ist zu offensichtlich, was geschieht - sondern von Wirtschaftseliten, deren Namen bekannt sind, die sich also nicht mal die Mühe machen müssen im Geheimen zu arbeiten, um die Welt zu regieren, sondern vor aller Augen, und die es offenbar nicht mal zur Moral schafft, von Ethik erst gar nicht zu reden.
Ich fürchte, diese Exemplare der Wirtschaftselite sind die Früchte der Aufklärung, wenn auch die verdorbenen.

Das ist aus der Aufklärung geworden. Das sind das die Früchte der Aufklärung. Wir haben es geschafft! Bald haben wir es geschafft alle Macht und Kontrolle in die Hände jener multinationalen Konzerne zu legen, zu übergeben, und die Wenigsten übergeben sich dabei. Angesichts der engen Verbindung zwischen Konzernen und Politik, zwischen die kein Blatt mehr passt, lässt sich im Sinne des politischen Wahlspruchs nur sagen: Wir schaffen das! Bravo, bravo, bravo! Wir schaffen das, dass es auch so bleibt!

So hat die Marktmacht im entfesselten Turbokapitalismus alles in Händen, angeführt von Raubrittern, die sich von der desaströsen Optik ihrer tagtäglichen Handlungen nur glaubhaft reinwaschen könnten, wenn sie einen Großteil ihres Vermögens in die Staaten, die sie zuvor plünderten per Steuern und Projekte zurückfließen ließen.

Man muss nicht mal tief in die Systemwissenschaft eintauchen, ins systemische Denken, um zu begreifen, dass es um den systemischen Rückfluss geht, in Staaten und Menschen, denen jene multinationalen Konzerne zuvor durch Steuerflucht/-vermeidung, Outsourcing und Abwanderung in immer noch willfährigere Staaten und Regionen, in denen sie Sklaven halten, die sie zuvor ihres Geldes, ihrer Rohstoffe, ihrer Perspektive beraubt haben und allenfalls weltweit nur eine kleine Elite vor Ort reich dafür bedenken, dass sie als Statthalter, als Marionetten-Regierung wegschaut und jene Konzerne vor Ort machen lässt, ihren Geschäften ungestört nachgehen lässt. Unterdessen versinkt die übergroße Mehrheit der Menschheit im Dreck, im Schuften für räuberische multinationale Konzerne zum Hungerlohn, im Raubbau an sich und der Natur, und bei Kritik reden sich Entscheidungsträger - wie schon in Marx'schen Zeiten - gern auf den angeblich allwaltenden übermächtigen Sachzwang raus, der dies eben verlangt, von ihnen abverlangt mitzuspielen, wegzuschauen, um nur ja keinen politischen Willen aufzubringen, aufkommen zu lassen.

Und geradezu zum Schreien ist daran, dass daher Ansätze wie etwa die Ökosoziale Marktwirtschaft, die es zwar seit vielen Jahrzehnten gibt, aus genannten Gründen in vielen der erwähnten Kreise nicht gern gesehen oder gehört werden, weil jene Ansätze wie die Ökosoziale Marktwirtschaft an die Stelle von kurzsichtiger Gier und ihrer Triebbefriedigung jene notwendige Verantwortung, das Gleichgewicht, den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit stellt, im Sinne einer verantwortungsbewussten Entwicklung für alle in einer Welt im Gleichgewicht.

Systemischer Analyst und Philosoph
Dr. Dr. Immanuel Fruhmann

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